Die Euro Zone umfasst, von der Pazifik über Afrika , Europa bis nach der Caribik
In der Silvesternacht 2002 beginnt nicht nur in den gemäßigten Breitengraden Europas eine neue Zeitrechnung, sondern auch unter der Sonne der Karibik, im Indischen Ozean und im kalten Norden vor der Küste Neufundlands. Die diversen Überseegebiete Frankreichs sorgen am Euro-Stichtag dafür, dass die europäische Gemeinschaftswährung auch auf entlegenen Flecken der Weltkarte wie dem 6400 Einwohner zählenden Mini-Archipel Saint-Pierre und Miquelon zum offiziellen Zahlungsmittel wird. Zudem werden einige Pazifikinseln sowie 15 Staaten Afrikas nach dem Verschwinden des Franc den Euro zu ihrer Referenzwährung machen. Schon rein geografisch wird die Einführung des Euro durch das Erbe des französischen Kolonialreiches zum Weltereignis. Wegen der Zeitverschiebung dürfte die Insel Réunion im Indischen Ozean der erste Platz sein, in dem das neue Bargeld am 1. Januar 2002 zum Einsatz kommt.
Echte Überseedepartements und somit Bestandteil des französischen Mutterlandes sind die Karibik-Inseln Guadeloupe und Martinique, Réunion im Indischen Ozean sowie das tropische Französisch-Guyana nördlich von Brasilien. Dann gibt es die Gebietskörperschaften (Collectivités territoriales), die nicht zur Europäischen Union (EU) gezählt werden: Mayotte in der Straße von Mosambik sowie Saint-Pierre und Miquelon vor der Küste Neufundlands. Da dort bisher der französische Franc gilt, die Währungssysteme der Inseln aber nicht durch den EU-Vertrag abgedeckt sind, befasste sich der Europäische Rat mit der Sache. Er entschied Ende 1998, auf den Inseln den Euro einzuführen. Allerdings muss Frankreich dafür sorgen, dass dort die Bedingungen für das Funktionieren der Währungsunion erfüllt werden.
An all diesen Punkten der Welt sind die neuen Euro-Münzen längst eingetroffen und in den Safes der Banken gebunkert. Kriegsschiffe der französischen Marine transportierten die Münzen, die Scheine werden von der französischen Luftwaffe gebracht. Demografisch sind die Überseedepartements mit zusammen rund 1,7 Millionen Einwohnern Fliegengewichte, ebenso wie die Pazifik-Archipel Französisch-Polynesien, Neukaledonien sowie Wallis und Futuna mit insgesamt rund 440 000 Menschen. Diese französischen Überseegebiete östlich von Australien haben im Gegensatz zu den Departements eine beschränkte Selbstverwaltung und ihre eigene Währung - den Pazifik-Franc (CFP), der nach dem Zweiten Weltkrieg fest an den französischen Franc gebunden wurde und nun an den Euro gekoppelt wird. So kostet auf Tahiti ein Euro künftig 119,33 CFP.
Aber auch 15 Staaten in West- und Zentralafrika, die seit den 40er Jahren über die Afrikanische Finanzgemeinschaft (Communauté financière africaine/CFA) mit ihrer Währung an den französischen Franc gekoppelt sind, werden künftig an den Euro gebunden sein. Die rund 80 Millionen Einwohner dieser Staaten, zumeist ehemalige französische Kolonien, müssen also ebenfalls umrechen: Statt wie bisher 100 CFA-Franc für einen Franc sind es 656 CFA-Franc für einen Euro. Zur CFA-Zone gehören Benin, Burkina-Faso, Elfenbeinküste, Mali, Niger, Senegal, Togo und Guinea-Bissau sowie Kamerun, Zentralafrikanische Republik, Kongo-Brazzaville, Gabun, Äquatorialguinea, Tschad und die Inselrepublik Komoren.
Die Koppelung der bevölkerungsreichen CFA-Zone an den Euro hatte den EU-Partnern Frankreichs anfangs Bauchschmerzen bereitet. Dann aber wurde beschlossen, dass die CFA-Zone, deren Geldmenge einem Prozent des französischen Notenumlaufs entspricht, weiterhin eine rein französische Angelegenheit bleibt. Kredite werden nicht von der Europäischen Zentralbank (EZB), sondern vom Pariser Finanzministerium gewährt. Zudem kann keiner der Drittstaaten, die den Euro nutzen, Einfluss auf die geldpolitischen Entscheidungen der EZB nehmen. Nur die zwölf offiziellen Mitglieder der Europäischen Währungsunion entsenden Vertreter in den Zentralbankrat.