Verschiedenes in Deutsch
Zurück zur Seite 1
Link Bibliotek, Nur die Besten!
Suchen Sie nach Namen oder inhalt eines Artikel


Verschiedenes in Deutsch

Toni Schönfelder A lifetime of innovation



Jag vill få nästa debattartikel automatiskt mig tillsänd - utan kostnad

Tillbaka till Tonis hemsida

Mina favoritlänkar, kolla in

Debattartiklar Ryssland
Klicka på den artikel du vill läsa

TaxFree handelns vara och icke vara

Tillägnad buss- och kollektiv branschen av Toni Schönfelder oberoende och fri debattör

Artiklar som du bara måste läsa,Vakna upp i Sverige!

Debatt artiklar av Harald Rosén (Det gäller flyg)

Toni Schönfelder
A lifetime of innovation



Debate - Opinion in English
Russia and Baltic States

Back to Toni Schönfelders homepage

Web library, My favorites

Toni Schönfelder
A lifetime of innovation

auszug von der, sueddeutsche.de

08.11.2002

Gabriele Kraatz-Wadsack, UN-Waffeninspektorin für den Irak

Trainiert für das ABC der Lügen

Sie sucht nach Vernichtungswaffen und ist vorbereitet auf jedes Katz-und-Maus-Spiel mit dem Diktator– Begegenung mit einer ungewöhnlichen Frau.
Von Evelyn Roll



Angst hat sie eigentlich nie gehabt, sagt sie. Sogar beim ersten Mal nicht. Mag sein, dass ihr Mann, der auch jetzt wieder in Deutschland zurückbleiben muss, ein bisschen Angst hatte um sie, damals im Januar 1995, als sie zum ersten Mal aufgebrochen ist.

Jedenfalls packte er ihr ein schwarzes Haarfärbemittel in den Koffer und auch ein unauffälliges Kopftuch. Für den Fall, dass sie den Irak doch nicht offiziell und mit dem Flugzeug, sondern heimlich mit einem Taxi über die Grenze nach Jordanien wieder verlassen müsste.

"Mami heilt Kamele"

Dem jüngsten Sohn, der damals erst fünf war, hatten sie ohnehin erzählt, Mutti fahre in den Irak, um Kamele zu heilen.

Nein, Angst hatte sie schon damals wirklich nicht, sagt Gabriele Kraatz-Wadsack noch einmal. Eher so eine angespannte Mischung aus Neugier und Sorge: Was genau werde ich eigentlich zu tun haben als UN-Waffeninspektorin? Wie kann ich verhindern, dass ich da im Irak etwas Falsches esse und mir den berüchtigten Bagdad-Belly einfange?

Und vor allem: Wie würden die irakischen Männer auf eine Frau reagieren, auf eine blonde Frau aus Deutschland, die ihnen Anweisungen und Befehle geben muss?

Die blonde Frau aus Deutschland wusste damals noch nicht, dass man den Bagdad-Belly für immer vermeiden kann, wenn man es einmal darauf anlegt, ihn zu bekommen.

Das ist besser, als drei Monate lang nur die originalverpackte Bundeswehrkost zu verspeisen, wie sie es am Anfang getan hat. „Schweinesülze, Blutwurst, Linseneintopf, Schmalzfleisch – alles was man gerade in der Wüste immer wieder wahnsinnig gerne isst.“

Adrett und gefährlich

Sie konnte nicht ahnen, dass sie gleich am ersten Tag im Irak zur Teamchefin ernannt wurde, zur Chefinspektorin der UN-Biowaffenkommission. Und mit aller Phantasie der Welt hätte sie sich nicht vorgestellt, dass die am tiefsten in die Produktion von biologischen Massenvernichtungswaffen verstrickte Person, mit der sie es im Irak jemals zu tun bekommen sollte, selber eine Frau sein würde: Doktor Rehab Rashid Taha, die von der New York Times später „the deadliest woman in the world“ genannt wurde.

Wie in einem richtig guten Film hat Gabriele Kraatz-Wadsack diese „tödlichste Frau der Welt“ dann auch noch gleich beim ersten Einsatz am ersten Morgen ihres ersten Tages im Irak kennen gelernt. Sie wurde ihr als Direktorin der Hühnerfuttermittel-Fabrik von Al Hakam vorgestellt, die an diesem Tag zu inspizieren war.

„Sie wirkte nett. Eher europäisch gekleidet, etwa so groß wie ich, schulterlanges Haar wie ich, nur schwarz. Und sie sah weiß Gott nicht aus wie eine Biowaffenproduzentin. Aber wie die Leiterin einer Fabrik für Hühnerfutter sah sie eben auch nicht aus.“

Irakisches Drehbuch

Die blonde UN-Waffeninspektorin mit ihrem Haarfärbemittel und Kopftuch im Gepäck – und die dunkle Köchin von Massenvernichtungsgift in ihren europäischen Kleidern. Was für ein Drehbuch!

Doktor Gabriele Kraatz-Wadsack und Doktor Rehab Rashid Taha sind etwa gleich alt. Beide sind promovierte Mikrobiologinnen. Die eine hat in München studiert, die andere in London. Aber auch das wusste natürlich noch keiner der Inspektoren an diesem 11. Januar 1995, an dem das große Katz-und-Maus-Spiel begann.

Weil es sich bei dieser Geschichte aber nicht um einen gut erfundenen Thriller handelt, sondern um die Wahrheit der Waffeninspektorin Gabriele Kraatz-Wadsack, muss vor dem Showdown noch das eine oder andere erzählt werden.

Zum Beispiel wie es dazu kam, dass eine Frau, die eigentlich nichts anderes als Tierärztin werden wollte – mit einer netten kleinen Tierarztpraxis für nette, kleine Haustiere –, UN-Waffeninspektorin wurde.

Pestleichen und Milzbrand

Oder fangen wir noch weiter vorne an, bei dem möglicherweise ersten Einsatz von Biowaffen in der Geschichte: Damals, Mitte des 14. Jahrhunderts, hatten die Tartaren fast drei Jahre lang und ohne erkennbare Wirkung die genuesische Handelsniederlassung Kaffa am Schwarzen Meer belagert und mit schweren Steinen beschossen.

Eines schrecklichen Tages tauschten sie die Steine in den Katapulten gegen Pestleichen. Damit lösten sie eine der größten Epidemien aller Zeiten aus. Weil einige der bereits infizierten Genueser nach Italien zurücksegelten, starb schließlich etwa ein Drittel der europäischen Bevölkerung den schwarzen Tod.

Wenn man Gabriele Kraatz-Wadsack in ihrem Büro in Berlin besucht und ihr die Geschichte mit den Pestleichen erzählt, sagt sie mit erstaunlich leuchtenden Augen: „Sehen Sie. So ist es auch mit Milzbrand, Butolinum-Toxin und Aflatoxin, den Stoffen, mit denen wir es bisher im Irak zu tun hatten. Zur Waffe werden diese Stoffe immer erst durch die Intention ihrer Anwender.“

Seit dem 11. September 2001 hilft sie dem Robert-Koch- Institut, eine „Informationsstelle Bioterrorismus“ aufzubauen.

"Was ist das ?"

Und dann erzählt sie vom Mädchen mit dem Mikroskop. Die Eltern hatten ihr das Mikroskop zu Weihnachten geschenkt. Die Oma brachte das Buch dazu mit dem wegweisenden Titel: „Was ist das?“

Tage, Wochen, Monate war die kleine Gabi nicht mehr los zu bekommen von diesem Mikroskop. Alles hat sie untersucht: Haare, Mehl, Spucke, Teppichflusen, Quark... Es kam, wie es kommen musste: Sie machte die Leidenschaft zu ihrem Beruf. Und landete irgendwann bei der Bundeswehr, die Mikrobiologen suchte.

Eines Tages dann kam der Anruf, ob Sanitätsoffizier Dr. Kraatz-Wadsack bereit sei, für einen Einsatz von drei Monaten als Waffeninspektorin in den Irak zu gehen. 28 Einsätze sind daraus geworden in den Jahren von 1995 bis 1998. Und jetzt soll es also noch einmal losgehen.

Stille Treffen in Bagdad

Sie erinnert sich wieder an jenen ersten Morgen in Bagdad, als sie plötzlich zur Chefinspektorin ernannt wurde. Als sie fragte: „Was muss ich tun? Wie soll ich vorgehen?“, hatte der Interimschef ihr die Irak-Resolution von 1991 in die Hand gedrückt. „Da stand genau drin, zu was der Irak sich verpflichtet hatte. Aber nicht, was meine Aufgabe nun eigentlich war.“

Weil die Inspektoren natürlich abgehört wurden, hat der oberste Einsatzleiter das tägliche Inspektionsziel immer erst kurz vor dem Einsatz in einem „silent meeting“ auf die Tafel geschrieben. An diesem ersten Morgen war es die Hühnerfuttermittelfabrik von Al Hakam, sechzig Kilometer südlich von Bagdad in der Wüste gelegen.

Die Inspekteure griffen sich ihre Satellitentelefone, die ABC-Schutzausrüstungen, ihre Probeentnahmesets und Kameras und setzten sich in ihre Jeeps.

Es war eine sehr merkwürdige Fabrik für Hühnerfutter: „Die hatten da einen Doppelzaun mit Luftabwehrgeschützen. Und drinnen stimmte gar nichts: Die Fermentierapparate waren zu klein für die Produktion von Hühnerfutter.

Dafür stellte ein Sprühtrockner, der angeblich für Pflanzenschutzmittel vorgesehen war, viel zu winzige Partikel her, um sie über Feldern zu verbreiten. Für ein Aerosol, mit dem man Anthraxbakterien versprühen könnte, waren sie gerade klein genug.“

Und die Direktorin der Fabrik, Doktor Tara? Was hat die dazu gesagt? – „Sehr lange hat sie alles abgestritten. Aber sie wurde jedes Mal ein wenig rot, wenn sie lügen musste. Sie schämte sich, weil sie die Wirklichkeit verfälschte. Das mögen Wissenschaftler nicht. Eigentlich war sie ja auch stolz auf ihr Biowaffenprogramm. Uns gegenüber aber musste sie die dumme Hühnerdirektorin spielen.“

Wutausbruch um Wutausbruch

Die Indizienkette wurde immer enger. „Sie hatte Wutausbrüche. Ich hatte Wutausbrüche. Einmal hat sie sogar geweint. Und eines Tages war alles raus.“

Zum ersten Mal musste der Irak zugeben, dass er doch an einem Biowaffenprogramm arbeitete. Im Juni 1996 wurde die Hühnerfuttermittelfabrik von Al Hakam unter Aufsicht der UN-Inspektoren gesprengt.

Man kann im Internet die Chronologie der ersten Serie von Waffeninspektionen aufrufen. Sie handelt davon, dass die Inspektoren insgesamt mehr Massenvernichstungswaffen zerstört haben als die Alliierten im Golf-Krieg: ABC-Waffen, die mehrmals ausgereicht hätten, die ganze Menschheit in den Abgrund zu stürzen. Das irakische Atomwaffenprogramm und die Chemiewaffenproduktion wurden durch die Arbeit der Inspektoren massiv zurückgeworfen.

Die unmögliche Mission

Nicht ganz so leicht war es mit den Biowaffen. Da erzählt diese Chronik die Geschichte einer weitgehend unmöglichen Mission. Eine Geschichte, die von dummdreisten Lügen, von Verschleierungsversuchen, von falschen Dokumenten, falschen Aussagen und falschen Personen handelt.

Die interessantesten Objekte wurden kurzerhand für „sensibel“ erklärt, Hubschrauberflüge wurden behindert, Dokumente verweigert. Jedesmal hat der Sicherheitsrat dann Stellungnahmen verfasst, die mit „Wir verurteilen“ anfingen, was dem Irakischen Regime ganz offensichtlich herzhaft gleichgültig war.

Die schrecklichen Waffen nach dem Abzug der Inspektoren wiederherzustellen, das ist ja nicht schwer, wenn die einheimischen Experten im Land bleiben. „Die Rohstoffe kann man auch selber produzieren. Das fällt nicht so auf“, sagt Gabriel Kraatz-Wadsack.

Und die meisten „Was ist das?“-Fragen sind ungeklärt geblieben: Wie viele Raketenköpfe mit Anthrax, wie viele mit Botulinum-Toxin hat es gegeben? Und warum überhaupt hatte der Irak Sprengköpfe mit dem Pilzgift Aflatoxin abgefüllt? Was wollen die mit Tonnen von Aflatoxin? Welchen Sinn machen Waffen, die vielleicht in zehn Jahren Leberkrebs auslösen?

„Es ist gut“, sagt die Waffeninspektorin, „wenn die neue Resolution wirklich Zähne zeigt. Wir müssen auch die Präsidentenpaläste sehen. Alles müssen wir sehen dürfen. Sonst gehen die Spekulationen am Ende der Mission doch wieder nur weiter.“

Der Test an der Tür

In der zurückliegenden Woche hat Gabriele Kraatz-Wadsack in einer Kaserne bei Wien die zukünftigen Inspektoren ausgebildet. Auch die Reporterin der SZ hat sie ein bisschen unterrichtet, hat gesagt: „Kommen Sie mal mit raus. Ja, vor die Tür. Jetzt sind Sie die Waffeninspektorin. Was tun Sie?“

Na, ich gehe jetzt da ganz tapfer rein und gucke, ob ich was Verdächtiges finde, sagt man also möglicherweise.
„Nein, erst schauen Sie auf das Schild neben der Tür, damit Sie wissen, wer da drin sein soll. Und dann kontrollieren Sie, ob derjenige, der drinnen sitzt, auch der ist, dessen Name auf dem Türschild steht.“
Und wenn nicht? – „Dann sind Sie plötzlich in einem Märchen aus tausend und einer Nacht.“

Was hat sie sich nicht alles für Geschichten anhören müssen im Irak: Dokumente, die vom Lastwagen gefallen sind, leider. Dokumente, die in ihrem Metallschrank verbrannt sind, weil der neben einem defekten Röntgengerät stand.

Und natürlich ist es ein armer Psychopath gewesen, der seine Jacke über eine der Kontrollkameras der Inspekteure gehängt hat. Der Arme bekommt ja seine Medikamente nicht mehr seit dem Embargo.

Die tödlichste Frau der Welt

Und Dr. Rehab Rashid Taha, die tödlichste Frau der Welt? Werden sie sich wieder treffen beim diesem nächsten Einsatz im Irak? „Bestimmt. Wir haben Erkenntnisse. Und außerdem...“. Die Waffeninspektorin lacht: „Und außerdem ist die tödlichste Frau der Welt offenbar ein paar Mal zu oft mit dem Irakischen Ölminister nach New York geflogen, als sie vor dem Sicherheitsrat aussagen mussten. Als wir die Hühnerfuttermittelfabrik gesprengt hatten, war sie schon schwanger. Heute sind sie miteinander verheiratet.“

Saddam Hussein weiß, dass ein Katz-und-Maus-Spiel wie in den neunziger Jahren nicht noch einmal funktionieren wird. Aber wer weiß, was er mit diesem Wissen anstellt? Was ist, wenn er die Inspektoren als Geiseln nimmt? Haben Sie wirklich überhaupt keine Angst?

„Nein“, sagt die Waffeninspektorin und schüttelt einigermaßen glaubwürdig die blonde Mähne. Und wenn man sie dann noch eine Weile anstaunt, sagt sie schließlich mit ironisch heldenhafter Stimme: „Obwohl ich selbstverständlich zugebe, dass das Risiko etwas größer ist, als einfach hier in diesem Büro sitzen zu bleiben.“

Fair use notice

The Toni Schönfelder Newsletter and website contains copyrighted material the use of which has not always been specifically authorised by the copyright owner. The material is being made available for purposes of education and discussion in order to better understand the complex nature of corruption in today's world. I believe this constitutes a "fair use" of any such copyrighted material as provided for in relevant national laws.

The material is distributed without profit to those who have expressed an interest in receiving the included information for research and educational purposes. If you wish to use copyrighted material from this site for purposes of your own that go beyond "fair use", you must obtain permission from the copyright owner. Toni Schönfelder cannot guarantee that the information contained in the Corruption News service is complete and correct or be liable for any loss incurred as a result of its use. Nor can Toni Schönfelder be responsible for any subsequent use of the material.


Denna sida är producerad av Toni Schönfelder. Avsändaren har inget ansvar för innehållet i sidor som är länkade -- allt material som finns i egen producerade sidorna får användas fritt och utan kostnad.

Esta página ha sido realizada por el Sr. D. Toni Schönfelder.Los realizadores de la página no se hacen responsables del contenido de las páginas enlazadas a la presente. Toda la información existente en las páginas de realización propia pueden ser utilizadas libremente y sin ningún tipo de coste.

This page has been produced by Mr Toni Schönfelder. The sender does not take any responsibility for the contents of the linked pages. The whole material in the own produced page can be used free of charge.

 

  

-->