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Moskaus verbannte Kinder

In der russischen Hauptstadt soll eine Ausgangssperre für Minderjährige erlassen werden. Kritiker fürchten Übergriffe der Polizei
von Manfred Quiring Welt am Sonntag 15 juni 2003

Maria Bitjanowa, Mutter einer 13-jährigen Tochter, hat einen Albtraum. "Stellen Sie sich vor, Julia wird auf dem Heimweg von der Musikschule von der Polizei aufgegriffen und mit aufs Revier genommen." Es ist nicht der Vorwurf mangelnder Sorgfaltspflicht, den die Moskauer Psychologin fürchtet, sondern das Verhalten der Polizei. "Wir wissen doch alle, was da für Typen beschäftigt sind", sagt Bitjanowa verächtlich.


Die Bedenken der Mutter könnten bald Realität werden. Jewgenij Balaschow, ein eifriger Abgeordneter der Moskauer Stadtduma, kämpft für eine Ausgangssperre für Minderjährige. Er möchte ein Gesetz durchbringen, das es Kindern unter 14 Jahren verbietet, sich zwischen 22 Uhr abends und 6 Uhr morgens ohne Begleitung Erwachsener in den Straßen der russischen Hauptstadt aufzuhalten. In erster Lesung hat der Entwurf die Stadtduma bereits passiert, eine zweite Lesung ist für Anfang dieser Woche geplant. Endgültig verabschiedet oder abgelehnt wird der Gesetzentwurf zwar erst nach einer dritten Lesung, doch die Chancen sind hoch, dass er durchkommt: Die Mehrheit des Moskauer Stadtparlaments tendiert zu einer "Law and order"-Mentalität.


Für Julias Mutter würde dies das Leben sehr viel beschwerlicher machen. Der Unterricht an Julias Musikschule dauert bis kurz vor 22 Uhr. Bisher fühlte sich das Mädchen in der Metro immer sicher, und am Ausgang wartete schon die Mutter. "Jetzt muss ich hinfahren und sie direkt an der Schule abholen. Denn ich hätte Angst, dass sie der Polizei in die Hände fällt", klagt Maria Bitjanowa und beschreibt damit ein Phänomen, das in Moskau weit verbreitet ist: Die Einwohner haben mehr Angst vor jenen Leuten, die sie eigentlich beschützen sollen, als vor der alltäglichen Kriminalität.


Was, so fragt Bitjanowa, werde passieren, wenn die Polizei ein Kind zu später Stunde auf der Straße einfängt? "Kommt meine Tochter zu den Prostituierten in den Affenkäfig, geschieht ihr Schlimmeres?" Das Mindeste, womit sie rechnet, ist die übliche Erpressung, für die die Moskauer Polizei bekannt ist. Die sähe dann so aus: "Die Eltern müssen kommen und ihren Sprössling gegen Geld auslösen."


So sei bekannt, dass die Moskauer Polizei bevorzugt angetrunkene Menschen aufgreife, die gut gekleidet sind, und von denen die Ordnungshüter Geld erpressen können. Betrunkene Obdachlose hingegen würden ignoriert. Auch die eltern- und obdachlosen Kinder, von denen kein Geld zu holen ist, werde die Polizei weiterhin auf den Straßen herumlaufen lassen, "egal zu welcher Zeit", ist sich Schulpsychologin Bitjanowa sicher.


Gesetzesinitiator Jewgenij Balaschow beeindruckt die Kritik nicht im Geringsten: "Wir haben die Polizei, die wir haben. Wir werden sie kontrollieren, damit es zu keinen negativen Erscheinungen kommt." Trotz zahlreicher Berichte von polizeilicher Willkür in Moskau ist sein Glaube an die segensreiche Wirkung von Gesetzen und Ordnungshütern in Russland ungebrochen. Er verspreche sich von seinem Gesetz, so Balaschow, "dass die Straßen sicherer werden - für die Kinder, die nicht mehr Opfer von Überfällen werden sollen, aber auch für die Erwachsenen und deren Eigentum. Denn ein großer Teil der Gesetzesverletzungen wird von Minderjährigen begangen."


Einen Eindruck von den Umständen, unter denen die verwahrlosten Kinder leben, erhält man am Kiewer Bahnhof im Zentrum Moskaus. "Onkelchen, Onkelchen, gib einen Rubel. Wir haben Hunger", rufen die Stimmen. Flinke kleine Finger zupfen den Vorübergehenden am Ärmel. Der Kiewer Bahnhof gilt, wie die anderen Fernbahnhöfe der Millionenmetropole, als günstiges Revier, um ein paar Münzen zu schnorren. Die Zahl der obdachlosen Kinder allein in Moskau wird offiziell mit 32 000 angegeben, die Dunkelziffer liegt weit höher. In ganz Russland sollen es zwei bis vier Millionen sein. Es sind bei weitem nicht alles Waisen. Die meisten fliehen aus ihren zerrütteten Familien, in denen getrunken, geprügelt und auch getötet wird.



Viele zieht es in die bunte Glitzerstadt Moskau, wo sie sich ein leichteres und interessanteres Leben erhoffen als in der Provinz. Sie schlafen in Kellern, Hauseingängen oder U-Bahn-Stationen. Sie leiden an Haut-, Geschlechts- und anderen Krankheiten, sie saufen Wodka oder Bier und schnüffeln Klebstoffdünste. Und sie sterben, ohne dass jemand Notiz davon nimmt.


Russland liegt inzwischen in der Kindersterblichkeit auf dem ersten Platz in Europa. Von den 1,2 Millionen Kindern, die jährlich in Russland geboren werden, erreichen 26 000 nicht das fünfte Lebensjahr, berichtete UNICEF. Die Hälfte aller in diesem Jahr Geborenen wird es nicht bis zur Rente schaffen. Jährlich werden 50 000 bis 100 000 Kinder zu Invaliden.


Wer überlebt, schlägt sich mit Bettelei, Diebstählen oder anderen kriminellen Delikten und Drogenhandel durch. Einige rutschen ab in die Kinderprostitution. Die Kinderkriminalität hat erschreckende Ausmaße angenommen, die Brutalität wächst. Erschüttert erfuhren die Moskauer kürzlich von der Bluttat einer Mädchenbande, deren Mitglieder nicht einmal aus einem besonders verwahrlosten Milieu stammten. Die sieben Teenager im Alter von 14 bis 18 Jahren erschlugen einen 54-jährigen Aserbaidschaner ebenso gnaden- wie grundlos.


Hätte ein Ausgangsverbot den Totschlag verhindert? Jewgenij Balaschow ist davon überzeugt. Er habe die Altersgrenze ursprünglich auf 18 Jahre festschreiben wollen, aber "leider" hätten Jugendliche ab 14 Jahren verfassungsmäßige Rechte, bedauert er. So musste er sich mit einer relativ niedrigen Altersgrenze begnügen.


Politiker wie Balaschow, ereiferte sich die liberale Dumaabgeordnete Walerija Nowodworskaja, betrachteten Teenager nicht als Kinder, sondern als "obdachlose Hunde".


Maria Bitjanowa, die sich noch gut an das kurzzeitig aufgeflammte Interesse an den obdachlosen Kindern im vergangenen Jahr erinnert, hält ein Ausgangsverbot für Kinder und Jugendliche nicht nur für gefährlich, sondern auch mit Blick auf das gewünschte Ziel für wirkungslos. "Das wird eine der üblichen Kampagnen, alles bleibt beim Alten."

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