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A lifetime of innovation



Ende einer Freundschaft
Von stern.de 17 feb 2003

Der deutsche Botschafter in Washington hat es nicht leicht in diesen Wochen. Die Deutschen seien Schlappschwänze, undankbare Weicheier, die wohl vergessen hätten, wer sie von Hitler befreit habe, musste Wolfgang Ischinger sich bei Fox TV anhören. Minutenlang brüllte Bill OReilly, der beliebte erzkonservative Talkmaster den Diplomaten vor einem Millionenpublikum an. Bis jetzt ist solch aggressiver Schlagabtausch in den Medien die Ausnahme, aber der Ton zwischen Berlin und Washington ist so rau wie nie, und er wird schärfer. "Frankreich und Deutschland verlieren jeden Tag mehr Glaubwürdigkeit", schäumte der einflussreiche Republikaner Tom DeLay im Kongress, "und sie verlieren Ansehen in der Welt."

Anders als die Franzosen lehnt sich der treue Verbündete Germany allerdings zum ersten Mal seit dem Krieg gegen den Befreier auf - ein Vatermord, der irgendwann kommen musste, sagen die einen. Ein spektakulärer Fall von Undankbarkeit, schimpfen die anderen. Worum es wirklich geht in diesem transatlantischen Krach, wird im Gerassel der Scharfmacher auf beiden Seiten immer unklarer. "Well, es sieht so aus, als seien wir dem Krieg einen Schritt näher gekommen", ulkte Fernseh-Spaßmacher Jay Leno, "nicht mit dem Irak. Mit Frankreich und Deutschland."

Botschafter Ischinger versucht, den Schaden zu begrenzen. Im Washingtoner Studio von CNN erklärt der 56-Jährige mit der sanften Stimme und den freundlichen Augen den Amerikanern geduldig die Irakpolitik der Bundesregierung. Er kennt die USA, hat in Amerika studiert und versucht, sich seine Sorgen nicht anmerken zu lassen.

Wie man den Diktator ohne Kriegsandrohung zum Einlenken zwingen wolle? Warum Deutschland, der einst so treue Freund, Amerika plötzlich im Stich lässt? Ob es keine Dankbarkeit gebe in "good old Germany" - waren all die Reden der vergangenen 50 Jahre über die "tiefe Freundschaft zwischen unseren Völkern" nur Heuchelei? Der deutsche Botschafter schlägt sich tapfer. Er bleibt gelassen, lächelt, beschwichtigt und erklärt. Und geht zum nächsten Fernseh- interview: "Ich mache zurzeit nichts anderes", sagt er.

Schon diskutieren die USA öffentlich, ob es nicht an der Zeit sei, einen Teil ihrer über 40 000 Mann starken Truppen aus Deutschland abzuziehen. Und US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld vergleicht die deutsche Hilfsbereitschaft in der Irakkrise mit jener der amerikanischen Erzfeinde Libyen und Kuba. Ischinger muss seine Empörung darüber hinter diplomatischen Nebelkerzen verbergen und weist auf den nicht unerheblichen Beitrag Deutschlands im Kampf gegen den internationalen Terror hin.
Kurz darauf blafft Joschka Fischer auf einer Tagung in München Rumsfeld so an, dass dieser ein Gesicht macht, als würde er am liebsten unter lautem Protest den Saal verlassen. Die ersten amerikanischen Kongressabgeordneten fordern Wirtschaftssanktionen gegen Frankreich und Deutschland. "Ich werde alles unterstützen, was ihnen schadet, solange es uns nicht schadet", droht Peter King, Mitglied des Repräsentantenhauses aus New York, und findet damit Zustimmung in beiden Parteien. Ein Wirtschaftsboykott gegen den treuesten Verbündeten? King ist einer der schlimmsten Scharfmacher in den USA, gerade versenkte er die störrischen Nato-Partner im Mülleimer der transatlantischen Geschichte: "Frankreich ist keine Weltmacht mehr, Belgien war nie eine, und Deutschland hat zwei Weltkriege angefangen."

So laut das antideutsche Getöse in den Medien, im Pentagon und in Teilen der Republikanischen Partei ist, so verhalten ist es draußen im Land. Noch werden die Deutschen eher geschont, die ganze Wut richtet sich (noch) gegen den Lieblingsfeind, die Franzosen. In Internet-Chats und Late-Night-Shows wird hemmungslos über die Frenchies hergezogen: "Wie nennt man 10 000 Franzosen mit erhobenen Armen? - Eine Armee." - Amerikaner verzichten angeblich schon auf Gänseleber und Evian. Über BMW und Porsche hat man derlei noch nicht gehört. Stattdessen stieß ein stern-Mitarbeiter, der kürzlich seinen Arzt an der Upper East Side in Manhattan besuchte, auf Verständnis: "Ich danke Gott für die Deutschen, auch wenn das seltsam aus dem Mund eines Juden klingt", sagte der Mediziner, "ich habe 500 Patienten, und ich kenne nur drei, die für einen Krieg sind. Alle anderen bewundern die Deutschen, weil sie sich nicht alles gefallen lassen, was aus Washington kommt." Und als stern-Korrespondent Michael Streck neulich in seiner New Yorker Lieblingsbar war, fragte ihn Steve, der Barkeeper: "Du kommst doch aus Deutschland!" Streck zuckte innerlich zusammen und dachte: "Jetzt gehts los." Aber Steve sagte: "Ihr Deutschen macht das gut. Und unser Bush leidet unter Mad Cowboy Disease. Gebts ihm."




Es ist neun Monate her, da stand US-Präsident George W. Bush unter der gläsernen Kuppel im Berliner Reichstag und beschwor in einer leidenschaftlichen Rede die deutsch-amerikanische Freundschaft: "Ich hatte das Vergnügen, Ihren Bundeskanzler bereits dreimal in Washington zu begrüßen, und wir haben enge Beziehungen aufgebaut. Herr Bundeskanzler, ich bin Ihnen dankbar", erklärte er am 23. Mai 2002 unter dem Beifall der Abgeordneten, und ein bewegter Kanzler schaute zufrieden. Heute sind zumindest die offiziellen Beziehungen zwischen Berlin und Washington so schlecht wie seit Ende des Zweiten Weltkrieges nicht mehr. Nur noch zehn Prozent der Deutschen halten das deutsch-amerikanische Verhältnis für gut - und 41 Prozent erwarten auch dauerhaft keine Besserung.

Wie konnte innerhalb weniger Monate eine über 50 Jahre gewachsene Freundschaft so beschädigt werden? "Angefangen hat es mit einem Streit zwischen zwei Menschen, die glauben, dass sie Staatsmänner sind", sagt Fritz Stern, emeritierter Professor für Geschichte an der Columbia-Universität in New York. Zwei Politiker, die in ihren Ansichten kaum unterschiedlicher sein könnten und doch einiges gemeinsam haben.
Schröder und Bush kamen beide aus der Provinz an die Macht, ohne große außenpolitische Erfahrungen. Bush hatte in den ersten 55 Jahren seines Lebens angeblich nur einmal den amerikanischen Kontinent verlassen, um seinen Vater, damals US-Vertreter in China, zu besuchen und sich "einmal die Chinesinnen näher anzuschauen", wie er einem Freund später verriet. Der Rest der Welt? Egal. Gerhard Schröder wiederum kannte, bevor er Kanzler wurde, die Welt außerhalb Europas vor allem aus dem Fernsehen und von Dienstreisen.

Nun machen beide Außenpolitik, als sei es eine andere Form der Innenpolitik; erfüllt vom Glauben an eine Aufgabe, die es ihnen nicht erlaubt, Kompromisse zu suchen. "Bush sieht sich in einer historischen Mission, er will im Auftrag Gottes das Böse auf der Welt bekämpfen", glaubt Jackson Janes, Direktor des American Institute for Contemporary German Studies in Washington. "Er kann es dem Kanzler nicht verzeihen, dass er sich ihm dabei in den Weg stellt." Schröder wiederum meint, er müsse verhindern, dass auf dieser Welt nur eine Supermacht den Lauf der Dinge bestimmt.

"Präsident Bush hat die Angriffe von Schröder im Wahlkampf auf seine Irakpolitik sehr persönlich genommen", sagt Professor Stephen Szabo von einem Institut der Johns-Hopkins-Universität in Washington. "Er ist ein außenpolitischer Amateur, der sich die Welt durch persönliche Begegnungen erschließt. Er nennt Putin seinen Freund Wladimir, weil er ihm bei der ersten Begegnung in die Augen geschaut und dabei angeblich seine Seele entdeckt hat."





Was aus Deutschland zu ihm drang, hat Bush dagegen nur verdrossen. Hatte Schröder ihm nicht versprochen, den Irak nicht als Wahlkampfthema zu benutzen? Hatte er, Bush, seinen Freund Gerhard nicht als Staatsmann gelobt und ihn im Wahlkampf unterstützt, indem er bei seinem Deutschland-Besuch auf Wunsch des Kanzleramtes keine Zeit fand, den Herausforderer Stoiber zu treffen? Auch Schröder fühlt sich hintergangen. In dem Glauben, als Partner behandelt zu werden, hatte er für Bushs Afghanistanpolitik bei einer Vertrauensabstimmung im Bundestag sein Amt riskiert. Er hatte Verantwortung übernommen, wollte nun Einfluss nehmen - und musste erleben, dass er bei keiner wichtigen Entscheidung im Kampf gegen den Terror auch nur konsultiert wurde, obgleich er deutsche Soldaten nach Kabul schickte. Vom Beginn des Krieges in Afghanistan erfuhr er aus dem Fernsehen, von anderen wichtigen Entscheidungen las er in der Presse. "Machen wir uns nichts vor: Die Beziehung Bush-Schröder ist auf Dauer zerrüttet", sagt Gary Smith, Leiter der American Academy in Berlin. "Wenn wir Pech haben, für die nächsten sechs Jahre."

Querelen zwischen einem Präsidenten und einem Kanzler sind nicht neu. Der jugendliche John F. Kennedy konnte mit dem alten Konrad Adenauer nicht viel anfangen. Ludwig Erhard und Lyndon B. Johnson stritten heftig über die Kosten der US-Truppen in Deutschland. Helmut Schmidt und Jimmy Carter schrien sich hinter verschlossenen Türen so an, dass das Gebrüll bis auf die Flure zu hören war. "In meiner Skepsis gegenüber den USA lasse ich mich nicht übertreffen", erklärte Schmidt damals wütend. "Aber der Streit zwischen Bush und Schröder hat eine neue Qualität. Früher musste man sich bei allen Meinungsverschiedenheiten schnell wieder vertragen", sagt Deutschland-Kenner Stephen Szabo. "Es war Kalter Krieg. Es gab einen gemeinsamen Feind, gegen den man zusammenhalten musste." Der Fall der Mauer war der größte Einschnitt in den Beziehungen, ohne dass es im Jubel über die Wiedervereinigung gleich jemand gemerkt hat. Bush senior sprach damals noch von "Partnern in der Führung" und verhielt sich auch so. Ihm folgte Bill Clinton, der in seinem Wahlkampf 1992 die soziale Marktwirtschaft der Deutschen als Vorbild lobte. Clinton hatte in England studiert und fühlte sich den Europäern wesensverwandt. Er verstand sich mit Helmut Kohl prächtig, und wenn es Probleme gab, gingen die beiden in Washington zum Italiener und schlemmten. Ihre Freundschaft und Clintons Bemühen, im Umgang mit Europa auf Konsultation statt auf Konfrontation zu setzen, überdeckte viele Zweifel über die Zukunft der Beziehungen. "Wir wussten, dass eine Menge im Argen liegt", sagt heute ein enger Schröder-Berater. "Wir hatten es über Jahre versäumt, unser Verhältnis neu zu definieren."
Damit begann erst die neue Administration in Washington kurz nach der umstrittenen Wahl im November 2000. "Bush ist ein radikaler Unilateralist, die Außenpolitik hat sich unter ihm radikal geändert", sagt Fritz Stern. Mit dem Republikaner zogen christliche Fundamentalisten und Neokonservative ins Weiße Haus, "die in dieser Regierung mehr Einfluss haben als jemals zuvor", so Stern. Sie empfinden internationale Verpflichtungen und Institutionen als störend für den Machtanspruch der USA. Europa scheint ihnen wie ein Klotz am Bein. "Es ist an der Zeit, sich von der Illusion zu verabschieden, dass Europäer und Amerikaner denselben Blick auf die Welt haben, ja, dass wir auf derselben Welt leben", schrieb Robert Kagan, einer der Vordenker der Neuen Rechten, im vergangenen Jahr in einem Aufsatz. "Sie sind selten einer Meinung und verstehen sich immer weniger."

Deshalb, so schien die Devise in den ersten Regierungsmonaten, muss man sich um die Meinung der Verbündeten nicht weiter kümmern. Die Bush-Regierung verweigerte die Ratifizierung des Kyoto-Protokolls zur Reduzierung der Treibhausgase, brach den ABM-Abrüstungsvertrag mit Moskau, entzog dem Internationalen Strafgerichtshof seine Unterstützung, obwohl Clinton die Verträge unterschrieben hatte. Eine rücksichtslos protektionistische Handelspolitik führte zum Streit um genmanipulierte Futtermittel, Bananen und Stahl. Umgekehrt ließen Washingtons Alleingänge mit erzkonservativen Parolen, wie man sie seit Ronald Reagan nicht mehr gehört hatte, und einem wiedergeborenen Christen als Präsident, der jede Kabinettssitzung mit einem Gebet beginnt, in Europa alte Vorurteile gegen Amerika wieder aufleben. Ein Land voller schießwütiger Cowboys und religiöser Fanatiker seien die USA, kulturlos und arrogant. Inzwischen ist die Stimmung so aufgeheizt, dass selbst Zeitungsenten zu einem Politikum werden. Als eine amerikanische High School das Austauschprogramm mit einem Gymnasium in Weiden beendete, behauptete die deutsche Lokalzeitung, Anlass sei die Verstimmung zwischen Berlin und Washington. Prompt wurde das in den Medien als Indiz für die Verschlechterung der Beziehungen gewertet. Dabei hatte die Kündigung nichts mit Politik zu tun: Die amerikanischen Schüler wollen lieber Spanisch als Deutsch lernen



"Ich lebe seit 19 Jahren in Deutschland", sagt Gary Smith, "und bin erschüttert über das Ausmaß der anti-amerikanischen Stimmung in diesem Land. Sie ist schlimmer und gefährlicher als zu Zeiten des Vietnamkrieges." Resignierend fügt er hinzu: "Vielleicht kennen wir uns gegenseitig weitaus weniger als wir dachten." Mag sein - mit Sicherheit gibt es seit Jahrzehnten bei Linken wie Rechten einen latenten Anti-Amerikanismus, der sich jetzt wieder Gehör verschafft. Aber sind die 600 000 Demonstranten, die am Wochenende überall in Deutschland gegen einen Irakkrieg protestierten, Anti-Amerikaner? Ist Anti-Amerikaner, wer glaubt, es gehe im Irak um Blut für Öl? Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts PEW in Washington ist das Ansehen Amerikas bei den Deutschen zuletzt um 17 Prozent gesunken. "Das hängt vor allem mit Bush und seiner Politik zusammen", sagt Carroll Doherty von PEW. Fast zwei Drittel aller Deutschen haben weiter eine positive Meinung von den USA.

"Ich glaube nicht, dass sich die Proteste in Deutschland gegen Amerika richten, sondern gegen unsere Regierung und ihre Politik", sagt Jackson Janes, der die Bundesrepublik seit 1967 mehrmals im Jahr bereist. "Es war kein Zufall, dass nach den Anschlägen vom 11. September die größte Solidaritätskundgebung weltweit in Berlin stattfand." Umgekehrt ist, trotz aller Spannungen, das Image der Deutschen in Amerika noch nicht nachhaltig beschädigt. In den Zeitungen finden sich mehr Leserbriefe, die Verständnis für die deutsche Haltung haben, als umgekehrt. Nur wenige schimpfen offen wie Phillip J. Hubbell aus Carrollton: "Wenn die Deutschen mehr von Saddam halten als von unserem Präsidenten, sollten wir vielleicht Mercedes boykottieren."
Made in Germany genießt nach wie vor einen ausgezeichneten Ruf. Millionen Amerikaner kennen Deutschland, weil sie als GIs hier stationiert waren, und die meisten kommen mit positiven Erfahrungen zurück. Bisher gibt es kaum messbare Auswirkungen der politischen Spannungen auf die Geschäfte deutscher Unternehmen in Amerika. Bei einer Umfrage der Deutsch-Amerikanischen Handelskammer in New York in der vergangenen Woche meldeten nur drei der Firmen (ein Prozent der Befragten) Umsatzeinbußen. Und welche Folgen hat es für das Image der Deutschen in der amerikanischen Öffentlichkeit, wenn Rumsfeld die Bundesrepublik auf eine Stufe mit Libyen oder Kuba setzt? "Vermutlich keine großen", glaubt PEW-Meinungsforscherin Doherty, "da nur 29 Prozent der Amerikaner wissen, wer Donald Rumsfeld ist."

Zudem gibt es Millionen Amerikaner, die die deutsche Kritik an den US-Plänen im Irak teilen. Am vergangenen Samstag protestierten mehr als 100 000 Menschen in New York, an die hundert US-Stadtparlamente verabschiedeten Resolutionen gegen einen Angriff, weitere hundert sind in Vorbereitung. Schauspieler, Wissenschaftler und Schriftsteller appellieren täglich an ihre Regierung, keinen Krieg zu beginnen. "Ich frage mich, woher diese sehr persönliche Feindschaft zwischen Bush und Saddam kommt", sagte Richard Gere auf der Berlinale, wo sich Hollywoodstars in diesem Jahr so wohl fühlten wie nie. "Das erinnert mich an die Geschichte von Käptn Ahab und dem Wal in "Moby Dick". Die deutsche Haltung ist absolut richtig."





Der Groll der Kriegsbefürworter in Amerika richtet sich bisher hauptsächlich gegen die Franzosen. Sie werden in Kommentaren und Karikaturen verhöhnt und verspottet. Auf dem Titel der "New York Post" war vor einigen Tagen ein Foto von einem US-Soldatenfriedhof in der Normandie zu sehen. Kleine weiße Kreuze, "Opfer", klagte das Blatt. "Sie starben für Frankreich, aber Frankreich hat es vergessen", stand darunter. "Wo sind die Franzosen jetzt, da Amerika dabei ist, das Leben seiner Soldaten im Kampf gegen den Hitler von heute, Saddam Hussein, zu riskieren?" Wie lange wird es dauern, bis der öffentliche Zorn auch die Deutschen trifft?

So wächst auch die Sorge bei der deutschen Wirtschaft. Gerhard Cromme, Aufsichtsratschef von Thyssen-Krupp, flog eilends in die USA, um bei Diplomaten die Stimmung zu erkunden. Über 40 Prozent der deutschen Firmen in den USA berichten schon von Unruhe bei Belegschaft und Geschäftspartnern. "Man kann nicht davon ausgehen, dass die laufende Verschärfung des Streits ohne Folgen für die wirtschaftlichen Beziehungen bleibt", sagt der Unternehmensberater Roland Berger. Der ehemalige Arbeitgeberpräsident Hans-Olaf Henkel befürchtet gar Boykottaufrufe. "Populistische Politiker gibt es auch in den USA", sagt er. "Wenn die in die Sache einsteigen, kann der amerikanische Verbraucher gegen deutsche Produkte schnell aufgewiegelt werden." Das könnte in Deutschland den Verlust von zigtausend Arbeitsplätzen bedeuten.
Für die Wirtschaft steht viel auf dem Spiel. Die USA sind der wichtigste Partner außerhalb der EU, rund zehn Prozent der deutschen Exporte gehen nach Amerika. Fast jedes zweite exportierte Auto wird in die USA verkauft. Amerikanische Firmen beschäftigen rund 800 000 Mitarbeiter in Deutschland, Geldgeber aus den Vereinigten Staaten investierten hier im vergangenen Jahr mehr als vier Milliarden Euro. Ein Rückgang des Außenhandels mit den USA um zehn Prozent würde die deutsche Wirtschaft 0,3 Prozent Wachstum kosten und die Gefahr einer Rezession erheblich vergrößern.

Das Potenzial für eine Eskalation des Streits zwischen den Regierungen in Berlin und Washington ist groß. Wenn der UN-Sicherheitsrat am Ende seine Zustimmung zu einem Irakkrieg verweigert, würde die Bush-Regierung das zuerst Deutschland anlasten. Wenn der Krieg nicht so schnell zu Ende ginge, wie die Amerikaner hoffen, wären Franzosen und Deutsche die Sündenböcke. Der schlimmste Fall wäre ein Giftgasangriff Saddams auf die US-Truppen mit Chemikalien, hergestellt in einem mobilen Labor, das illegal mit Geräten deutscher Firmen ausgerüstet ist. "Es ist ein Spiel mit dem Feuer", sagt Werner Walbröl, Präsident der Deutsch-Amerikanischen Handelskammer in New York.
Doch in der Krise liegt auch eine Chance. Die Bundesrepublik muss ihr Verhältnis zur einstigen Schutzmacht neu gestalten. "Der Streit ist ein Wendepunkt in der Beziehung", glaubt Roger Cohen, Leiter des Auslandsressorts der "New York Times" und von 1998 bis 2001 ihr Deutschland-Korrespondent. "Was wir jetzt erleben, ist die Emanzipation Deutschlands." Wie weit geht die Solidarität mit Amerika? Wie viel Verantwortung will Deutschland in der Welt übernehmen? Wie viel Widerspruch duldet Amerika? "Die Auseinandersetzungen sind ein notwendiger Prozess. Das vereinte Deutschland ist dabei, eine Identität und Selbstbewusstsein zu entwickeln", sagt John C. Kornblum, ehemaliger Clinton-Berater und langjähriger Botschafter in Berlin. "Wichtig ist es jetzt, Ruhe zu bewahren und nicht überzureagieren."

Mitarbeit: Arne Daniels, Andreas Grosse-Halbuer, Joachim Reuter, Michael Streck, Jan Boris Wintzenburg
Jan-Philipp Sendker

stern.de 17 fen 2003

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